Von den Börsen in Deutschland ist vor allem die Frankfurter Wertpapierbörse bekannt. Doch es gibt attraktive Alternativen. Momentan existieren in Deutschland acht Börsenplätze. Und dann sind da ja auch noch die außerbörslichen Handelsplattformen. Ein Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
- Frankfurt größte deutsche Wertpapierbörse
- Regionalbörsen als klassische Alternative
- Tradegate Exchange oft besonders günstig
- Außerbörslicher Handel günstig, aber weniger reguliert
Börsen in Deutschland – ein geschichtlicher Überblick
Die erste deutsche Börse gab es nicht in Frankfurt und auch nicht in Hamburg oder Berlin. Schon 1540 entstanden die Börsen in Augsburg und Nürnberg, es folgte 1553 die in Köln. Seit der Auflösung der Augsburger Börse durch die Nationalsozialisten ist die Kölner Börse die älteste in Deutschland, allerdings wurde auch sie während des „Dritten Reichs“ zwischenzeitlich aufgelöst. Außerdem besteht sie heute als Rheinische Warenbörse für Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte. Aktien kann man dort nicht handeln, wohl aber Eier, Kartoffeln und sogar Stroh.
Auch in Nürnberg und Augsburg wurden zunächst keine Aktien gehandelt, sondern vor allem Wechsel. Es handelte sich also um eine Vorform des Anleihenhandels. Auch die 2002 gegründete European Energy Exchange ist keine Wertpapierbörse. Bekannt ist sie vor allem als Marktplatz für Strom, hier kaufen Versorgungsunternehmen und Großabnehmer aus der Industrie die Energie, die sie später an ihre Kunden weiterverkaufen. Für Kleinanleger ist das aber weitgehend uninteressant, weshalb sich dieser Beitrag auf Wertpapierbörsen beschränkt.
→ Nicht nur Wertpapiere werden an den Börsen gehandelt, aber wer „Börse“ sagt, meint meist Wertpapierbörse.
Eine weitere Börse ist die Eurex, die weltweit größte Terminbörse. Sie ging 1998 aus dem Zusammenschluss der Deutschen Terminbörse (DTB) und ihres Schweizer Pendant hervor. Hier werden beispielsweise Optionen und Futures gehandelt. Im Regelfall kann man diese nicht über einen regulären Broker kaufen, sondern benötigt einen speziellen Futures Broker oder zumindest ein spezielles Eurex-Konto.
Das gilt nicht für Optionsscheine, die zwar ähnlich wie Optionen funktionieren, aber über normale Wertpapierbörsen gehandelt und damit auch über praktisch jeden Aktienbroker gekauft werden können.
Die deutschen Wertpapierbörsen
Aktuell gibt es acht Wertpapierbörsenplätze in Deutschland. 2007 war ihre Zahl nach der Schließung der Bremer Börse kurzzeitig auf sieben gefallen, mit der Zulassung der Tradegate Exchange als offizielle Börse 2009 erhöht sich die Zahl wieder auf acht. Allerdings bilden Hamburg und Hannover ein gemeinsames Unternehmen.
Bildunterschrift: Frankfurt ist die größte Wertpapierbörse in Deutschland, aber nicht die einzige.
Frankfurt gilt als deutsche Leitbörse, die übrigen Handelsplätze werden mit Ausnahme der Tradegate Exchange als Regionalbörsen bezeichnet. Das liegt daran, dass hier früher vor allem Aktien regional aktiver Unternehmen gehandelt wurden – und teilweise noch werden.
- Frankfurter Wertpapierbörse: Sie ist die größte Börse. Auch die elektronische Handelsplattform Xetra wird von ihr betreut. Hier lassen sich fast alle Aktien deutscher Unternehmen handeln, außerdem viele ausländische.
- Stuttgarter Wertpapierbörse: Sie ist die zweitjüngste deutsche Börse, gleichzeitig aber auch die zweitgrößte. Das liegt vor allem am Handel mit Zertifikaten, die über die zur Stuttgarter Börse gehörende Terminbörse EUWAX gehandelt werden.
- Börsen in Hamburg und Hannover: Die beiden norddeutschen Standorte haben sich zur Börsen AG (BÖAG) zusammengeschlossen. Beide haben im Aktienhandel nur untergeordnete Bedeutung, Hamburg ist aber als Standort für den Zweitmarkt von Investmentfonds sehr bedeutend. Hier können reguläre Fonds (also nicht ohnehin börsengehandelte ETFs) gekauft und verkauft werden. In Hamburg sind neben der Wertpapierbörse weitere Handelssegmente zu finden, beispielsweise eine Versicherungs- und eine Getreidebörse, die aber für Privatanleger kaum interessant sind.
- Börse Düsseldorf: Obwohl Düsseldorf als zweitgrößter deutscher Bankenstandort gilt und im größten Bundesland liegt, hat die Börse nur geringe Bedeutung. Gehandelt werden vor allem Aktien aus Nordrhein-Westfalen, die Börse unterhält hier einen eigenen Mittelstandsmarkt. Gescheitert ist dagegen der Versuch, einen eigenen NRW-Index zu schaffen. Der NRW-MIX umfasste die 50 wichtigsten Aktien aus Nordrhein-Westfalen, die nicht im DAX vertreten sind, wurde aber im Mai 2015 nach rund acht Jahren eingestellt.
- Börse München: Die Münchener Wertpapierbörse ist offizieller Nachfolger der ältesten deutschen Börse, nämlich der Börse Augsburg. Die wurde 1937 mit ihr zur Bayerischen Wertpapierbörse zwangsvereint. Hauptzielgruppe ist auch hier der lokale Mittelstand, außerdem profitiert sie davon, dass sie Heimatbörse der meisten Münchener DAX-Konzerne ist. Trotzdem gehört sie zu den kleineren Börsen in Deutschland.
- Börse Berlin: Die Börse Berlin hatte vor dem Zweiten Weltkrieg deutschlandweite Bedeutung, heute fristet sie dagegen ein Nischendasein.
- Tradegate Exchange Berlin: Obwohl ebenfalls in Berlin ansässig, hat sie keine Verbindung zur Börse Berlin. Vielmehr befindet sie sich zu großen Teilen im Besitz der Deutschen Börse AG, die auch Träger der Frankfurter Wertpapierbörse ist. Hervorgegangen ist sie aus einer außerbörslichen Handelsplattform. Seit 2009 hat sie aber den Status einer offiziellen Börsen. Bei vielen Brokern wird sie weiterhin in der Kategorie „außerbörsliche Handelsplattform“ geführt, sie steht den alteingesessenen Börsen in Sachen Regulierung aber in nichts nach.
→ Wie viele Börsen in Deutschland: 8 Wertpapierbörsen
Jetzt zu flatex Investitionen in Wertpapiere bergen RisikenAußerbörslicher Handel?
Nicht nur an den klassischen Börsen lassen sich heute Aktien handeln. In den vergangenen Jahrzehnten sind auch außerbörsliche Handelsplattformen immer beliebter geworden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass aufgrund der modernen Computertechnik der Handel ausschließlich im Computer stattfindet, der Präsenzhandel ist fast überall abgeschafft.
Viele dieser Handelsplattformen wenden sich vor allem an Großanleger, vor allem die sogenannten Dark Pools. Ihr Vorteil besteht aus Sicht der Investoren unter anderem darin, dass das Orderbuch nicht veröffentlicht wird. Niemand weiß also, zu welchen Konditionen Interessenten kaufen oder verkaufen wollen. Auch sonst sind die Transparenzanforderungen niedrig. Für Kleinanleger ergibt sich daraus allerdings kaum ein Nutzen. Nur für Großaktionäre ist das wichtig. Würde beispielsweise ein Fonds eine große Menge von BMW-Aktien verkaufen, könnte schon die Ankündigung im Orderbuch andere Anleger dazu veranlassen, Aktien zu verkaufen.
Anders sieht es mit außerbörslichen Handelsplätzen wie Lang & Schwarz aus. Sie bieten auch für Privatanleger Vorteile. Beispielsweise können dort Aktien auch vor und nach den Öffnungszeiten der Börsen gehandelt werden, außerdem am Wochenende. Zudem sind die Gebühren niedriger als in Frankfurt oder an den Regionalbörsen.
Eine weitere Form des außerbörslichen Handels ist die direkte Abwicklung über den Emittenten bei Optionsscheinen und Zertifikaten. Bei einem DAX-Zertifikat, beispielsweise einem Knock-out-Zertifikat mit dem Faktor 2x, orientiert sich der Kurs immer am Basiswert, hier dem DAX. Der Emittent verkauft zu diesem Kurs ein Zertifikat, womöglich mit einem Ausgabeaufschlag, das er in diesem Moment selbst herausgibt. Es findet also kein Handel zwischen zwei Anlegern statt, wie an der Börse, sondern direkt mit dem Herausgeber. Oft gelten für den direkten Kauf von Zertifikaten beim Emittenten besonders günstige Konditionen.
Wo kann ich am besten handeln?
Welche Börse die geeignetste ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Diese Kriterien sind bei der Wahl wichtig:
- Kosten.
- Regulierung.
- Umsatz beim gewünschten Wertpapier.
Die klassischen Börsenplätze in Frankfurt (einschließlich Xetra) sowie die Regionalbörsen sind oft die teuerste Variante. Sie werden von vielen Anlegern aber wegen ihrer strengeren Regulierung den außerbörslichen Handelsplätzen vorgezogen. Allerdings gibt es mittlerweile mit der Tradegate Exchange ein Plattform, die sehr günstig ist und gleichzeitig als offizieller Börsenplatz reguliert ist. Viele Broker bieten deshalb besondere Konditionen beim Handel. Flatex etwa offeriert eine Handelspauschale, in der die Börsengebühren beim Handel über die Tradegate Exchange bereits enthalten sind. Der Broker benk wiederum bietet ein Inlandspaket, bei dem beim Handel über die Tradegate Exchange besonders viele Trades kostenlos sind.
Allerdings werden nicht alle Wertpapiere auch an der Tradegate Exchange gehandelt. Die höchsten Umsätze findet man bei den meisten Aktien und ETFs nach wie vor im Xetra-Handel. Dort sind die Chancen am größten, auch einen Handelspartner zu finden.
Viele Broker bieten die Möglichkeit, dass der Handel über die Börse ausgeführt wird, an der der Preis am günstigsten ist. Die Unterschiede sind aber meistens gering. Bei ausgefalleneren Wertpapieren stellt sich die Frage ohnehin nicht, sie werden oft nur an einer Börse gehandelt, oft in Frankfurt.
Bei Zertifikaten wiederum spricht meist nichts dagegen, sie direkt vom Emittenten zu kaufen. Das gilt vor allem, wenn die Kurse transparent sind. Wer beispielsweise ein Zertifikat auf den DAX kauft, kann den Kurs des Emittenten sofort mit dem an der Börse vergleichen. So ist das Risiko gering, dass dem Käufer ungünstige Kurse angeboten werden. Allerdings sollten er nicht nur auf die Handelsgebühren achten sondern auch darauf, ob beim Erwerb über den Herausgeber ein Spread oder ein Ausgabeaufschlag Kosten verursacht.
Jetzt zu flatex Investitionen in Wertpapiere bergen RisikenFazit
Aktuell gibt es acht Wertpapierbörsen in Deutschland. Das größte Angebot an Wertpapieren und die größten Umsätze bietet die Frankfurter Wertpapierbörse mit dem Xetra-Handel. Die Tradegate Exchange in Berlin vereint dagegen die günstigen Konditionen einer außerbörslichen Handelsplattform mit den Vorteilen einer regulierten Börse.
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