Optionen und Optionsscheine werden von Profis und Privatanlegern für Geldanlagen und Investitionen eingesetzt. So wie zahlreiche der heute genutzten Anlageinstrumente weisen sie eine lange Geschichte auf, wobei die Ursprünge mehrere Hundert Jahre oder mehr zurückreichen. Im Laufe der Zeit wurden sie modernisiert, weiter entwickelt und an die Markterfordernisse angepasst. Beide Finanzinstrumente besitzen zahlreiche Ähnlichkeiten und weisen dennoch größere Unterschiede auf. Die Beschäftigung mit der Entwicklung von Option und Optionsschein soll deutlich machen, worin die Unterschiede bei den beiden Anlagevarianten bestehen. Im Ratgeber blicken wir zurück auf die Anfänge. Was hat sich von damals zu heute wesentlich verändert? Außerdem gehen wir auf die Vor- und Nachteile der Anlageinstrumente ein. Auf der Basis „Entwicklungsstand heute“ und einer Bewertung der Einsatzmöglichkeiten können Anleger entscheiden, welche der beiden Varianten für Sie interessant ist.
- Optionen/Optionsscheine sind keine Erfindung der Neuzeit
- Optionsscheine und Optionen sind Derivate mit gravierenden Unterschieden
- Optionsscheine (von Banken verbriefte Optionen) & Optionen (Termingeschäfte) Optionsscheine gelten als die Klassiker unter den Hebelprodukten
Option und Optionsschein: Einführung
Termingeschäfte sind ein wesentlicher Teil vieler Börsengeschichten. Futures oder Optionen versprechen schnellen Reichtum. Für unerfahrene Anleger wird der Traum vom großen Geld schnell zum Albtraum. Beim Handel von Futures kann der Verlust den eigentlichen Einsatz übersteigen. Optionen, Optionsscheine und Futures sind Finanzinstrumente (Termingeschäfte), die auf das Spekulieren bestimmter Entwicklungen innerhalb eines festen Zeitraums ausgerichtet sind.
Gekauft und verkauft werden Optionsscheine an den sogenannten Parkettbörsen oder im außerbörslichen Handel direkt bei den jeweiligen Emittenten. Der Handel von Optionen erfolgt ausschließlich an Terminbörsen. Die für deutsche Privatanleger bedeutendste Börse ist die deutsch-schweizerische Eurex (nicht zu verwechseln mit der Stuttgarter Derivate-Börse EURAX).
Ein Blick zurück zu den Ursprüngen der Finanzinstrumente macht deutlich, dass es sich bei Optionen und Optionsscheinen nicht um eine Erfindung der Neuzeit handelt. Optionsscheine werden als die Klassiker unter den Hebelprodukten angesehen. Erste Hinweise zum Gebrauch von Optionen finden sich im Mittelalter. Zu dieser Zeit schlossen Händler Optionen (Termingeschäfte) zur Absicherung ihrer Warengeschäfte ab. Möglicherweise reichen die Ursprünge der Optionen viel weiter bis in die Antike zurück. Der griechische Philosoph Aristoteles hat in einem seiner Bücher Ausführungen zu Gewinnen gemacht, die dessen Kollege Thales von Milet mit dem Einsatz von Optionen auf Oliven erzielt hat. In der Gegenwart findet der Handel mit Optionen über spezielle Terminbörsen statt. Gehandelt werden sie in einer standardisierten Form auf alle möglichen Basiswerte (Aktien, DAX, Gold oder Indizes, u.a.).
Optionen Entwicklung: Wie sich Ausübungsrechte veränderten
Die Geschichte der Optionen ist eng mit Tulpen verbunden und sie beginnt in den Niederlanden im 17. Jahrhundert. Tulpen sind bis heute eines der Markenzeichen der Niederlande. Die Zucht der im 16. Jahrhundert eingeführten Tulpen entwickelte sich zur damaligen Zeit zu einer guten Geldquelle. Immer mehr Menschen investierten ähnlich wie in Bitcoin in Tulpen. Das Ende ist als Tulpenmanie bekannt.
Die Anbieter der Tulpenzwiebeln machten ihren Käufern ein Festpreisangebot, welches für eine bestimmte Menge an Zwiebeln an einem festgelegten Datum galt. Das war die Geburtsstunde der Option. Das Risiko für die Optionsinhaber bzw. Investoren bestand darin, dass am Ausübungstag den vorab vereinbarten Kaufpreis für die Tulpen zu zahlen hatten. Der Tulpenpreis lag entweder über dem Ausübungspreis oder darunter. Wenn der reguläre Marktpreis zum Ausübungstag unter dem Optionspreis lag, machte ein Käufer Verlust. Nur die Verkäufer der Option haben immer profitiert.
Ein Wahlrecht bezüglich des Ausübens der Option hatten Käufer nicht. Sie hatten sich mit der Optionsvereinbarung zum Kauf verpflichtet. Das konnte ihnen im ungünstigen Fall die Pleite bringen. Was für viele spätestens beim Tulpencrash am 1. Mai 1637 der Fall war. In einigen Städten der Niederlande konnten die zu Hochzeiten der Tulpenpreise abgeschlossenen Verträge später annulliert werden. Der Käufer zur Zahlung zahlte für die Nichtausübung der Option eine Strafe in Höhe von 3,5 Prozent bezogen auf den ursprünglichen Kaufpreis.
Optionen haben eine Entwicklung in Bezug auf die Ausübungspflicht ausgemacht. In den Anfangszeiten war der Käufer grundsätzlich zum Ausüben einer Option verpflichtet. Er konnte nicht einfach auf die Option verzichten. Das heute Ausübungsrecht bei Optionen sieht ein Wahlreicht vor. Der Optionskäufer darf entscheiden, wann er die Option und ob er sie innerhalb der Laufzeit ausüben möchte. Er profitiert von steigenden Kursen. Sein maximaler Verlust beschränkt sich die bezahlte Optionsprämie. Bei einer ungünstigen Kursentwicklung Verbunden mit einem Nichtausüben ist der mögliche Verlust vorher bekannt. Die bezahlte Optionsprämie streicht der Verkäufer endgültig ein.
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Die uns heute gegenüber tretenden Optionsscheine stellen von Banken verbriefte Optionen dar. Sie wurden für Privatanleger entwickelt, damit diese an Optionsgeschäften teilnehmen können. Mit ihnen ist der Handel ohne Zugang zu einer Terminbörse an den normalen Parkettbörsen und außerbörslich auch in kleineren Losgrößen möglich.
Optionsscheine sind gleichfalls keine Erfindung der Neuzeit. Erstmalig wurde ein Optionsschein in den Niederlanden um 1740 ausgegeben. Herausgeber war in Antwerpen ansässige die „Kaiserlich Indische Compagnie“. Bis von deutschen Firmen der erste Optionsschein herausgebracht und gehandelt werden sollte, vergingen weniger als 200 Jahre. 1925 begann die Karstadt AG an der US-Börse mit den Termingeschäften. Im Zuge der Machtergreifung der Nazis in Deutschland wurden derartige Termingeschäfte hierzulande verboten. Optionsanleihen gab es erst wieder ab 1967.
Mit den heute standardmäßig verwendeten Optionsscheinen haben sie nur noch wenig zu tun. Erstmals emittiert wurden Optionsscheine in der aktuellen Form in Deutschland Ende der 1980er Jahre.
In den Jahren zuvor gab es natürlich bereits einen Optionsscheinhandel. Doch wurden die traditionellen Optionsscheine nicht zu Anlagezwecken ausgegeben. Es handelte sich um Optionsanleihen, einem Nebenprodukt bei der Unternehmensfinanzierung. Der Käufer dieser Art Optionsanleihen sicherte sich das Recht auf Bezug neuer Aktien des Unternehmens. Ein Handel der Rechte war an der Börse möglich. Heute sind solche traditionellen Optionsscheine so gut vollständig aus dem Handelsgeschehen verschwunden.
Einführung des gedeckten Optionsscheins (Covered Warrants)
Die wichtigste Veränderung im Segment Optionsscheinhandel brachte die Einführung des gedeckten Optionsscheins (Covered Warrants). Bei Covered Warrants (auf Deutsch: gedeckte Optionsscheine) handelt es sich um Optionsscheine auf Aktien herausgegeben vom Emissionshäusern. Optionsinhaber besitzen das verbriefte Recht zum Bezug bzw. auf Lieferung von Aktien. Mittlerweile kommt diese Form der Deckung nicht mehr zur Anwendung, denn die Positionen werden durch Finanztransaktionen abgesichert. Als Covered Warrants werden aktuell solche Optionsscheine bezeichnet, bei denen ein Barausgleich möglich ist. Sicherungsgeber und Risikoträger in einem ist der Emittent.
Die Auswirkungen der Emission der ersten Covered Warrants waren zu Beginn der Emissionstätigkeit nicht zu erahnen. Damals konnte niemand vorhersehen, welchen Boom der Handel mit Optionsscheinen und Derivaten hierzulande aktuell erfährt. Ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt bedeutete die Gründung der Börse EUWAX speziell für verbriefte Derivate. Anleger können an der Frankfurter Börse und der EUWAX mehr als 20.000 Optionsscheine handeln.
Optionen und Optionsscheine werden häufig im gleichen Zusammenhang genannt. Dabei handelt es sich hierbei um zwei Derivate, bei denen es große Unterschiede hinsichtlich der Gestaltung und Anwendung gibt. Vor allem die Risiken der Anlageinstrumente sollten klar sein, weil sie wichtig für den Anlageerfolg sind.
Warum Option ein Werkzeug professioneller Händler und der Optionsschein ein Privatanlegerprodukt, wird am Funktionsprinzip und den Unterschieden zwischen beiden Derivaten sichtbar.
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Beide gehören zu den Derivaten. Sie bauen auf einem bestimmten Underlying bzw. Basiswert auf. Selbst haben sie keinen eigenen Wert inne. Sie nehmen lediglich Bezug auf diesen. Es gibt Optionsscheine und Optionen mit Bezug auf unterschiedliche Sachwerte, die weit über Aktien hinausreichen und beispielsweise Währungen, Anleihen, Edelmetalle oder Rohstoffe umfassen.
Dem jeweiligen Inhaber wird das Recht zugesichert, die Option zu einem bestimmten Termin auszuüben. Das bedeutet, dass er einen definierten Sachwert zu einem vereinbarten Festpreis kaufen (Call) oder verkaufen (Put) kann. Anleger haben die Möglichkeit, Geld bei steigenden oder fallenden Kursen zu verdienen.
Die Ausübung dieses Optionsrechts ist auf eine bestimmte Zeit (Fälligkeit) begrenzt. Mit Erreichen der Fälligkeit verfällt die Option. Der Käufer muss von seinem Recht nicht Gebrauch machen. Der Verkäufer unterliegt der Erfüllungspflicht bei Optionsausübung, wobei er eine Optionsprämie als Vergütung vom Käufer erhält.
Wichtige Unterschiede zwischen Optionsschein und Option
Unterschiede und Eigenschaften sollte der Anleger genau kennen, falls er eines der beiden Derivatprodukte handeln möchte.
- Der erste Unterschied betrifft den Emittenten. Der Entwickler und Emittent der Optionsscheine ist eine Bank. Bei denen handelt es sich um Wertpapiere mit eigener WKN. Gehandelt werden Optionsscheine häufig Over-the-Counter (OTC) direkt beim Emittenten. Optionen lassen sich nicht direkt über den Emittenten handeln. Handelbar sind sie erst, nachdem sie auf einer Terminbörse eingeführt wurden. Die Börse übernimmt zum einen die Vermittlerrolle zwischen Käufer und Verkäufer und sie ist zum anderen Sicherungsgeber. Dem Optionskäufer gegenüber gewährt sie eine Garantie auf die vereinbarte Zahlung. Die Sicherheit hat ihren Preis in einer Sicherheitsmargin.
- Ein zweiter Unterschied findet sich in der Konstruktion der beiden Derivate. Banken haben freie Hand beim Konstruieren ihrer Optionsscheine. Die Anzahl der auf dem Markt befindlichen handelbaren Instrumente ist riesig. Viele der Produkte mögen hinsichtlich des Basiswerts und Basispreises gleich sein und dennoch weisen sie erheblich Unterschiede auf. Für Optionen gelten bestimmte Standards (Laufzeit, Bezugsverhältnis, Handelsplatz), was sie transparenter macht.
- Der jeweilige Handelsplatz bildet den dritten Unterschied. Optionsscheine können wie andere Wertpapiere über die Parkettbörsen wie Xetra und Co. oder außerbörslich OTC gehandelt werden. Zugriff auf handelbare Optionsscheine und die Möglichkeit zur Verwahrung erhält man über ein Wertpapierdepot beim Online-Broker oder einer sonstigen Depotbank. Der Handel von Optionen erfolgt ausschließlich an Terminbörsen. Die an einer Terminbörse gehandelten Optionen verfolgen Standards (Basispreis, Laufzeit, Kontraktgröße). Terminbörsen wie die Eurex ermöglichen den Austausch der Rechte und Pflichten. Die Sicherstellung der Liquidität übernehmen Banken. Zum Optionenhandel ist ein spezieller Broker notwendig, der diese Finanzinstrumente im Handelsportfolio führt.
- Ein abschließend erwähnter Unterschied zwischen Optionsscheinen und Optionen betrifft die Wahl und Umsetzung der Strategien. Dem Händler mit Optionsscheinen bieten sich zwei Möglichkeiten. Er setzt einen Call auf steigende Kurse und wettet mit einem Put auf fallende Kurse. Ein Call steht für das Recht Kaufen des Basiswerts. Ein Put umfasst das Recht, den Basiswert zu verkaufen. Beim Optionshandel sind zusätzlich Stillhaltergeschäfte möglich, was sich auf den Verkauf von Optionen auswirkt. Der Verkäufer verlangt vom Käufer das Zahlen einer Optionsprämie. Deren Höhe hängt wesentlich von der Volatilität des jeweiligen Basiswertes ab.
Profis ziehen klassische Optionen dem Handel von Optionsscheinen vor. Der Grund ist die größere Transparenz bei den Optionen und ein geringeres Risiko. Mit diesem Risiko ist nicht das reine Anlagerisiko oder das Verlustrisiko aufgrund der Volatilität gemeint. Es geht vielmehr um Risiken, die den Emittenten betreffen. Der kann einerseits in die Insolvenz gehen und andererseits Optionsscheine in beliebiger Art und Weise gestalten.
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Option und Optionsschein haben, wie bereits im vorstehenden Text erläutert, einiger Merkmale, aus denen sich Vorteile und Nachteile ableiten.
- Optionen bieten den Vorteil eines standardisierten Finanzprodukts, welches durch Sicherheiten abgesichert ist. Optionsscheine hingegen sind reine Bankgemachte Derivate mit beliebigen Kenngrößen. Die Sicherheit wird allein durch die emittierende Bank gestellt.
- Eine Kursstellung von Optionen erfolgt börsentäglich, sodass eine gute Preistransparenz vorhanden ist. Bei Optionsscheinen legt die Bank die Kurse nach deren Bedarf fest. Zwischen zwei Kursstellungen kann eine Woche und mehr liegen.
- Optionen können jederzeit an der Terminbörse verkauft werden, was Investoren bei steigenden Kursen mehr als die gezahlte Optionsprämie einbringt. Optionsscheine sind mehr reine Finanzwetten, denn sie lassen sich an der Börse zu einem festen Preis kaufen, mangels Partner selten dort wieder verkaufen. Beim außerbörslichen Verkaufen diktiert der Emittent den Preis.
Zusammenfassung: Optionen/Optionsscheinen als geschichtsträchtige und moderne Finanzinstrumente zugleich
Optionen und Optionsscheine sind keines der modernen Hebelprodukte wie Zertifikate, Knock-Outs oder CFDs. Optionen gab es bereits im Mittelalter. In der Antike sollen bereits Optionen auf Oliven gemacht worden sein. Mittlerweile unterliegen sie allgemeinen Standards und werden über Terminbörsen gehandelt. Optionsscheine sind von Banken ausgegebene Optionen und gelten als die Klassiker unter den Hebelprodukten. Sie ermöglichen auch Privatanlegern das Tätigen von Optionsgeschäften, wobei kein Zugang zur Terminbörsen notwendig und der Handel mit weniger Kapitaleinsatz (geringe Losgröße) möglich ist. Im Jahr 1740 wurde der erste Optionsschein der Finanzgeschichte ausgegeben. Optionsscheine mit dem heute zugrunde liegenden Standard werden seit Ende der 1980er Jahre ausgegeben.
Für viele Anleger besitzt die Absicherung einen mindestens so hohen Stellenwert wie die reine Spekulation und die schnelle Profiterzielung. Für mehr und mehr Privatanleger gehört die Absicherung zum einem richtig gemanagten Wertpapierdepot. Dank der geringen Kosten sind Optionen und Optionsscheine für den Privatanleger als wichtiger Bestandteil von Absicherungsstrategien unverzichtbar.
Optionen haben im Vergleich mit Optionsscheinen eine Reihe klarer Vorteile (Fairness bei der Kursstellung, Auswahlmöglichkeiten für Strategien). Weniger den Erfordernissen als den Bankeninteressen ist es zu verdanken, dass sich derart viele unterschiedliche Optionsscheine auf dem Markt tummeln. Optionsscheine lassen sich mit der richtigen Strategie durchaus profitabel einsetzen. Dennoch gibt es mit möglicher Kursmanipulation und Insolvenzrisiko des Emittenten einige Nachteile, die gegen Optionsscheine sprechen. Experten gehen davon aus, dass etwa 80 Prozent aller Optionsscheine wertlos ausgebucht werden. Warum das so ist, müsste man die Emittenten (schlau?) und Privatanleger (leichtgläubig?) genauer befragen.