Für die Preisbildung von Optionen gibt es sechs verschiedene Faktoren, die diese beeinflussen. Diese Faktoren sind zunächst der Ausübungspreis, zu dem die Option einem am Ende der Laufzeit den Kauf des Basiswerts erlaubt, die Laufzeit selbst, der aktuelle Kurs des Basiswerts der der Option zugrunde liegt, der risikofreie Zinssatz am Markt, mögliche Kapitalmaßnahmen wie Dividenden und schlussendlich die erwartete Volatilität. Es ist dabei gerade diese erwartete oder anders ausgedrückt, implizite Volatilität, die am Ende für die Preisbildung ausschlaggebend ist. Da es sich dabei um eine unbekannte Variable handelt, ist die Volatilität von besonderer Wichtigkeit für Optionshändler. Die Volatilität ist dabei die Schwankungsbreite des Basiswerts einer Option.
- Implizite Volatilität leicht und verständlich erklärt
- Die implizite Volatilität ist einer von sechs Faktoren für die Preisbildung von Optionen
- Volatilität bedeutet die Schwankungsbreite eines Basiswerts
- „implizit“ bedeutet in diesem Fall, dass es sich um die „zu erwartende“ Volatilität handelt
Was bedeutet Volatilität im Zusammenhang mit Optionen?
Mit Volatilität bei Optionen ist grundsätzlich die Breite von Schwankungen eines Kurses bzw. Preises eines Finanzinstruments während eines bestimmten Zeitraums gemeint. Die Volatilität von Aktien, Rohstoffen, Indizes oder anderen Basiswerten hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Einige Werte, häufig sogenannte Blue Chips weisen eine vergleichsweise geringe Volatilität auf, da sich die Kurse nur moderat verändern. Das ist vor allem dann der Fall, wenn zudem noch eine hohe Liquidität besteht. Andere Werte hingegen, wie zum Beispiel Technologie Werte, sind fast schon traditionell sehr volatil. Volatilität muss dabei nicht nur Steigen und Fallen bedeuten, sondern eine sehr volatile Aktie kann auch extrem gestiegen sein.
Damit Volatilitäten vergleichbar sind, werden sie regelmäßig in einer Prozentzahl angegeben, die auf Jahresbasis berechnet wird. Es wird aber grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Volatilitäten unterschieden. Zum einen gibt es die historische Volatilität, die die vergangene Volatilität, zumeist die des letzten Jahres, angibt. Dann gibt es noch die implizite Volatilität, die wiederum die zu erwartende Volatilität angibt. Da es sich hierbei um eine Prognose handelt, ist die zweite Zahl eine Schätzung, während die erste Zahl ein wissenschaftlicher Fakt ist. Möchte man die zukünftig zu erwartende Volatilität auf Tagesbasis erfahren, muss man den Wert durch 16 teilen. Diese Zahl wiederum ist die Wurzel aus 256, was in etwa den durchschnittlichen jährlichen Handelstagen an den Börsen entspricht.
Die historische Volatilität
Bei der historischen Volatilität handelt es sich also um eine rein wissenschaftliche Zahl. Diese wird zumeist aufgrund der letzten 12 Monate berechnet, kann jedoch auch in einem anderen Zeithorizont erstellt werden. Insbesondere bei langfristigen Investitionen macht es Sinn zu erfahren, wie sich eine Aktie oder ein anderer Basiswert in der Vergangenheit verhalten hat und was für Kursschwankungen es gab. Die durchschnittliche Volatilität von börsennotierten Unternehmensbeteiligungen liegt übrigens bei rund 24 Prozent, was wiederum eine ungefähre durchschnittliche Volatilität von 1,5 Prozent pro Handelstag bedeutet.
Die historische Volatilität muss allerdings immer auch vor dem Hintergrund weiterer Ereignisse dieser Zeit betrachtet werden. Zinsveränderungen, Marktbewegungen und Veränderungen der Nachrichtenlage oder Unternehmenszahlen aus der Branche können die Volatilität eines Wertes beeinflussen, ohne dass dies für die Zukunft in irgendeiner Weise Auswirkungen haben muss.
Ruhige Börsenzeiten lassen also die Volatilität in der Breite sinken, wenn es hektischer an den Börsen zugeht, dann schnell die Volatilität nach oben. Es ist daher wenig überraschend, dass die höchste Volatilität der letzten 20 Jahre im DAX im Dezember 2008, zu Hochzeiten der Weltfinanzkrise, festgestellt wurde. Zur Betrachtung der Volatilität gibt es zudem ganze Indizes, die die Volatilität eines bestimmten Indizes oder eines Wertes langfristig darstellen. Die Volatilität des DAX 30 aus Deutschland zum Beispiel wird im sogenannten VDAX dargestellt, der das Volatilitätsbarometer des Deutschen Indizes ist. Der VDAX gibt allerdings nur die Erwartungshaltung von Experten wieder, weil sie vom Optionsmarkt abhängig ist. Daher sind fallende Kurse meist der Vorbote starker Volatilität und langsam sinkende Kurse sorgen für mehr Sicherheit bei Anlegern und dafür langsam fallende Volatilität. Die hohe Volatilität von Optionen hängt daher immer auch zusammen mit der impliziten Volatilität des Basiswerts.
Keyfacts zur historischen Volatilität:
- Wird zumeist auf Jahresbasis dargestellt, kann aber auch für andere Zeiträume berechnet werden
- Um die durchschnittliche Volatilität eines Handelstages zu erfahren, muss man die jährliche Prozentzahl durch 16 teilen
- Durchschnittlich schwanken börsennotierte Unternehmensbeteiligungen um rund 24 Prozent jährlich
- Die historische Volatilität ist damit eine rein empirisch-wissenschaftliche Kennzahl und keine Aussage über die Zukunft oder eine Bewertung
Optionen und implizite Volatilität
Die implizite Volatilität ist wiederum etwas anderes, denn dabei handelt es sich um die zu erwartende Volatilität. Bei zum Beispiel Aktien mit hoher Volatilität in der Vergangenheit ist auch die für Optionen implizite Volatilität hoch. Es wird also grundsätzlich von der Vergangenheit auf die Zukunft geschlossen.
Allerdings ist es nicht nur so, dass aus der Vergangenheit eines Basiswerts auf die Zukunft geschlossen wird, sondern die implizite Volatilität wird auch durch das aktuelle Verhältnis von Angebot und Nachfrage beeinflusst. Wie bereits die historische Volatilität wird auch die für Optionen implizite Volatilität auf einen Prozentsatz auf Jahresbasis berechnet und angegeben. Allerdings schwankt die implizite Volatilität deutlich stärker und täglich, weil das aktuelle Verhältnis von Angebot und Nachfrage maßgeblich ist und nicht lediglich die Veränderung eines Tages im Verhältnis zu einem Jahr steht.
Werden zum Beispiel viele Put-Optionen nachgefragt, wird die Stimmung, dass die Kurse fallen werden deutlich, die Prämien für Optionen steigen und die implizite Volatilität steigt ebenfalls an. Insbesondere die zuvor bereits angesprochenen Ereignisse wie Quartalszahlen, Bekanntmachungen von Zentralbanken zu Zinsen, Inflations- oder Arbeitsmarktdaten und viele andere Veröffentlichungen haben so einen besonders starken Einfluss auf die für Optionen implizite Volatilität. Natürlich kann die implizite Volatilität an solchen Termin sowohl nach oben, als auch nach unten abweichen. Kommt es zu klaren Marktbewegungen, lässt sich eine Übereinstimmung von historischer und impliziter Volatilität feststellen. Fallen die Kurse, steigt die Volatilität, sowohl historisch betrachtet, als auch in Ansicht von Angebot und Nachfrage in Form der impliziten Volatilität. Steigen die Kurse hingegen stetig aber langsam an, verschwindet die Nervosität aus dem Markt und die Volatilität sinkt langsam mit. Weniger Put-Optionen Nachfrage sorgt für ein Absinken der Volatilität, bis ein Ereignis etwas verändert oder sich die Stimmung an den Märkten anderweitig ändert.
Die für Option implizite Volatilität und vor allem die hohe Volatilität bei Optionen ist damit sehr eng mit einem der Griechen, nämlich dem Vega verwandt.
Was eine erhöhte Volatilität bedeutet
Wenn die Volatilität bei Optionen steigt, dann hat das in der Regel etwas zu bedeuten. In erster Linie lässt sich die Höhe der Volatilität als Erwartung aller Marktteilnehmer interpretieren. Bei niedriger Volatilität erwartet der Markt also eine ruhige Phase mit tendenziell steigenden oder zumindest stabilen Kursen. Liegt hingegen eine hohe Volatilität vor, bereiten sich die Marktteilnehmer auf unruhige Zeiten vor und es werden sowohl Call-Option als auch Put-Optionen vermehrt nachgefragt. Allerdings ist die implizite Volatilität immer nur eine Momentaufnahme und sie repliziert lediglich die aktuelle Stimmung. Verbindliche Aussagen für die Zukunft oder die Richtung des Marktes kann man daran kaum ablesen.
Dennoch gibt es zum Beispiel den VIX Index, der gemeinhin auch als Angstindikator genutzt wird. Dieser Volatilitätsindex gilt als das Stressbarometer und stellt die Volatilität für den S & P 500 dar. Der Index wird dabei anhand von Optionen die im und die aus dem Geld sind bestimmt. Schnellt der VIX hoch, wird das als Zeichen für stärker werdende Angst an den Börsen gewertet und die Marktreaktion lässt oft nicht lange auf sich warten. Der VIX ist somit das internationale Pendant zu dem bereits erwähnten VDAX.
Volatilität muss dabei nicht immer negativ sein. Insbesondere Trader profitieren, abgesehn von höheren Prämien für Optionen, häufig von hoher Volatilität, weil sich so mehr Chancen für kurzfristige Positionen ergeben. Doch auch für den Verlauf eines Indizes kann Volatilität etwas gutes bedeuten. Ein Indizes der aktuell bei 10.000 Punkten steht und eine zu erwartende Volatilität von 20 Prozent aufweist, hat also eine theoretische Schwankungsbreite von 9.000 bis 11.000 Punkten.
Jetzt zu Trive 64% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit Trive Financial Services Malta Ltd.Volatilitäts Skew: Preisspannen bei gleicher Laufzeit, gleichem Basiswert aber unterschiedlicher Ausübungspreise
Nun gibt es natürlich verschiedene Optionen auf den gleichen Basiswert, die mitunter auch die gleiche Laufzeit haben aber selbstverständlich andere Ausübungspreise ausweisen. Deren Preisbildung kann nun nicht anhand der gleichen impliziten Volatilität bemessen werden, da Optionen die im, am oder zumindest nahe am Geld sind, in aller Regel eine niedrigere implizite Volatilität ausweisen, als ähnliche Optionen, die weit aus dem Geld sind. Dieses Phänomen ist schon länger bekannt, die Herangehensweise von Optionshändlern damit umzugehen jedoch nach wie vor sehr unterschiedlich. Rein rechnerisch sind diese Optionen aus dem Geld nämlich somit relativ teurer. Put-Optionen die weit aus dem Geld sind, werden daher in aller Regel nur zur Absicherung oder zu hoch riskanten Spekulationen genutzt. Selten wird dabei Geld herauskommen, wenn es aber doch passiert, dann ist sehr viel Profit möglich. Für konservative Anleger sind solche relativ teuren Optionen daher wirklich nur eine Art Versicherung gegen den Crash oder das Abstürzen eines Wertes. Für Optionshändler ist dieses Phänomen, das nach dem Black Monday an den US Börsen im Jahr 1987 erstmals entdeckt wurde und als „Volatility Skew“ bekannt ist, jedoch nur in sehr seltenen Fällen von Bedeutung. Gerade Einsteiger können daher diese Besonderheit durchaus außen vor lassen und dennoch in die Materie rund um Optionen einsteigen.
Die Laufzeitstruktur: Gleicher Basiswert, gleicher Ausübungspreis aber eine andere Laufzeit
Auf den ersten Blick kaum anders ist der Fall gelagert, wenn zwei oder mehrere Optionen den gleichen Basiswert, den gleichen Ausübungspreis aber nicht die gleiche Laufzeit haben. Auch dann ist die für die Optionen implizite Volatilität eine andere und somit ist auch der Preis dieser Optionen unterschiedlich.
Die Höhe des Unterschiedes ergibt sich aus den Markterwartungen und der daraus resultierenden impliziten Volatilität für den entsprechenden Zeitraum. Liegt zum Beispiel eine Call-Option gerade noch im Plus, der Markt rechnet aber mit fallenden Kursen, steigt die implizite Volatilität natürlich an und die Option verliert an Wert. Dementsprechend reagiert die implizite Volatilität auch auf bevorstehende Ereignisse wie Quartalszahlen oder relevante andere Wirtschaftsdaten. Sind diese Daten oder Zahlen dann veröffentlicht, flacht die implizite Volatilität häufig direkt wieder ab.
Spätestens jetzt wird auch klar, dass es einen Unterschied zwischen der Volatilität eines Basiswerts und der impliziten Volatilität einer Option gibt. Während der Basiswert im Normalfall unbefristet handelbar ist, ist die Option mehr oder weniger von ihrem eigenen Fälligkeitsdatum bedroht und die implizite Volatilität ist davon stark abhängig.
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Grundsätzlich ist eine hohe implizite Volatilität für den Optionshändler nicht von Vorteil, da sie die Prämien für eine Option steigen lässt. Doch gerade darin bestehen auch Chancen, hohe Volatilität sorgt für Bewegungen an den Märkten und Optionen die ihren Wert schnell verändern können besser und profitabler gehandelt werden.
Gerade die letzten beiden Phänomen zeigen, wie komplex sich die Preisbildung einer Option darstellt und wie viele Chancen sich durch verschiedene Konstellationen ergeben können. Gleichzeitig sind so aber auch viele Optionen am Markt verfügbar, die relativ betrachtet teuer sind und die in den meisten Fällen auch nie mehr ins Geld kommen werden. Im Ergebnis heißt das für viele Optionshändler natürlich auch einen Vollverlust. Unabhängig davon, wie gut man sich mit der Materie auskennt und ob hohe Volatilität bei Optionen einen abschreckt oder nicht, man muss sein Risiko gut aufteilen und sollte immer genau im Auge behalten, wie sich der Markt in wenigen Momenten entwickeln könnte. Mit dem Optionshandel ist gerade aufgrund der unterschiedlichen individuellen impliziten Volatilität bei Optionen immer auch ein hohes Risiko verbunden. Die Optionen implizite Volatilität ist also wirklich Fluch und Segen zugleich und nur wer diese wirklich verstanden hat, sollte sich auf Optionsgeschäfte einlassen oder aber zumindest mit sehr kleinem Kapital und Risiko beginnen. Für all diejenigen, die mit Optionen vertraut sind und die wissen wie man damit handelt, können Optionen aber auch wunderbare Finanzinstrumente für einen profitablen Handel sein.
Fazit: Erst lernen → Dann handeln!
Wie eigentlich immer in Sachen Geldanlage ist Vorsicht besser als Nachsicht. Doch aufgrund der starken Volatilität am Markt aber auch der individuellen impliziten Volatilität innerhalb von Optionen ist es bei Optionen besonders wichtig zu wissen was man tut. Egal ob „Covered Call“, „Straddle“ oder „Butterfly“: Jede Optionsstrategie setzt voraus, dass man sich mit den Basics ausreichend auskennt. Die Bedeutung der vier Griechen müssen bekannt und ein Verständnis über die verschiedenen Arten der Volatilität bei Optionen muss vorhanden sein.
Gerade bei Optionen gilt aber auch, dass die Übung den Meister macht. Das sprichwörtliche „Skin in the Game“ macht also nach einer kurzen Einführungs- und Lernphase, die im Optimalfall begleitet wird von risikolosen Test Tradings in einem Demokonto, sollte ein Händler daher mit für ihn kleinen Summen beginnen, um so den Handel mit Optionen auch in der Praxis kennenzulernen.